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Planschen
„Um sich an einem freien Tage einmal richtig zu erholen, gibt es kaum ein schöneres Plätzchen am Rand der Stadt als das instand gesetzte Luft- u. Schwimmbad Heiligenrode“, titelt die Hessische Allgemeine, Vorgängerin der HNA, im Sommer 1950. Die Pläne für ein Heiligenröder Wald-Freibad entstanden schon im Jahre 1930. Als möglicher Standort kam das Wiesengelände unterhalb des Viehberges am Ufer der Nieste infrage. Heute entspricht der Standort dem wilden Gelände gegenüber des Fuß- und Fahrradweges, der im Niestetal hinter der Großbäckerei verläuft.
Der
erste Spatenstich wurde 1932 ausgeführt, doch der politische Machtwechsel 1933
brachte das Projekt erst einmal zum Erliegen. Durch die Mitarbeit vieler Arbeitssuchender des Reichsarbeitsdienstes (RAD) kam es 1934 doch zum
Bau des Bades, das trotz vieler Hochwasserbedenken direkt im Bachbett der
Nieste gebaut wurde. Die Mitarbeit erfolgte nicht zwangsläufig freiwillig und
wurde durch Vorgaben des nationalsozialistischen Staates und den sozialen Druck
geprägt. Das Freibad hatte eine Länge von 50m, was es auch für Wettkämpfe
nutzbar machte. Außerdem verfügte es über ein großes vorgelagertes
Planschbecken und eine weitläufige Liegewiese zum Sonnen und Entspannen. Am
Kiosk konnte man neben den Eintrittskarten auch Essen und Trinken erwerben,
alles untermalt von stimmungsvoller Musik. Bis zum Kriegsausbruch 1939 fanden
einige Großveranstaltungen auf dem Badegelände statt.
Nach dem Krieg häuften sich die Hochwasserschäden im Bad und die zunehmende Verschmutzung der Nieste durch die Einleitung von Abwässern im Oberlauf veranlasste die Gemeinde den Badebetrieb in den 60er Jahren einzustellen. Danach wurde das brüchige Betonbecken verfüllt und der ursprüngliche Bachlauf wieder hergestellt.
Das Wald-Freibad von Heiligenrode, vermutlich zur Eröffnung in 1935. Im Hintergrund der Viehberg (Rüsteberg).
@Gemeinde Niestetal
Bleichen
Die Wiesen gegenüber der Straße Am Sportplatz nannte man bis in das 20. Jahrhundert die Wäschewiesen. Hier wurden die großen, weißen Wäschestücke zum Bleichen ausgelegt, damit sie durch Sonneneinstrahlung weiß wurden. Oft mussten die Kinder mit aufpassen, dass Enten und Gänse nicht einfach über die Textilien liefen und diese beschmutzten. Mehrmals am Tage mussten die Wäschestücke mit Wasser besprengt werden, was oft den Kindern und Frauen zufiel. Dafür durfte man aber nur das Wasser aus dem Mühlengraben entnehmen, nicht der Nieste selbst. Denn das Wasser des Mühlgrabens galt als sauber und frei von Verunreinigungen. Deshalb war das Baden im Mühlgraben ein Tabu. Hier lebten auch viele Forelle, die von den Anrainern der Grundstücke gern mal gefangen und köstlich zubereitet wurden.
Womöglich eine Zeichnung (evtl. Justus Mergard) mit dem Blick vom Niestetal, nahe der Niestebrücke zum Rüsteberg, zur Gaststätte Zum Niestetal (Kreutz / Klemme) und Mühle Klemme. Die Wäschewiesen vor 1950, womöglich 1935.
@Gemeinde Niestetal
In der angrenzenden „dreckigen Nieste“ konnten die Kinder und Erwachsenen
an warmen Sommertagen baden gehen und auch nach der Schließung des zwischenzeitlich errichteten Waldschwimmbads gab es noch einige tiefere Stellen, in denen man in seiner
Freizeit „plantschen“ konnte. Unterhalb der Paul‘schen Mühle gab es eine
besonders tiefe Stelle in der Nieste, ein Bombentrichter aus dem 2. Weltkrieg.
Die mutigen älteren Jungen kletterten auf die Bäume und wagten kühne Sprünge
ins kühle Nass.
kicken
Obwohl zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Turnsport im
Vordergrund stand, kam auch der Trend zum Fußballspielen langsam auf. Laute
Rufe, Pfiffe und das ständige Kicken ärgerte vor allem die Anwohnerinnen und
Anwohner sowie Lehrerinnen und Lehrer im Ort, da die neue Sportart oft auf den
Straßen, dem Grünen Platz (Jahnplatz), auf den Wiesen am Ortsrand und natürlich
dem Schulhof gespielt wurde. Nachdem es immer mehr Anhänger des Fußballspielens
gab, entstand in den Jahren 1923 / 1924 der erste Heiligenröder Sportplatz im
„Schützenbusch“. Dieser lag weitab des Ortes, an der Nieste zwischen Heiligenrode
und Uschlag. Dieser
Standort war nicht optimal, sodass schon im Jahr 1929 ein neuer Sportplatz am
Fuße des Mühlenberges gegenüber dem Forsthaus eingerichtet wurde.
Der alte Sportplatz an der Niestetalstraße (etwa 1950), links daneben die Sprunggrube der Leichtathletik (noch weiter links stand das alte Wasser-Pumpenhäuschen). Dahinter die Flur "Pfiffershecke" und im Hintergrund der Dorfkern. Rechts ein paar Wäschestücke und die Scheune der Mühle Klemme. @Gemeinde Niestetal
Obwohl auch dieser Standort recht weit von den damaligen
Wohngebieten entfernt war, wurde dieser Sportplatz bis 1951 genutzt. 1949, in
einer Zeit als die Kriegsschäden an Häusern und Wohnungen, am Strom-, Wasser-
und Kanalnetz noch lange nicht beseitigt waren, kaufte die Gemeinde das hier
angrenzende Grundstück und baute schließlich einen neuen Sportplatz hinter
der heutigen Großbäckerei. Auch, wenn die TSV-Mitglieder beim Bau
kräftig mit anpackten, war es für die Gemeinde in dieser Zeit eine große
finanzielle Herausforderung.
Schließlich wurde 1985 die aktuell genutzte Sportanlage am Park eröffnet.
Prägendste Instanz im Sportbetrieb in Heiligenrode war der 1892 gegründete
Turnverein. Weitere kleine Vereine kamen hinzu. Schließlich wurde nach dem 2.
Weltkrieg ein gemeinsamer Verein gebildet, der sich 1970 in Turn- und
Sportverein 1892 Heiligenrode e.V. umbenannte und zahlreiche Sportarten unter
sich versammelte, darunter Turnen und Leichtathletik, Fußball, Kegeln,
Handball, Radfahren und Tischtennis.
Die Einweihung des Stadions am Park in Heiligenrode am 28.08.1985. Dies war der nunmehr 4. offizielle Sportplatz.
@Gemeinde Niestetal
N' Anekdötchen
Einer der ältesten Vereine des Ortes war wohl der Gesangsverein „Glaube, Liebe, Hoffnung“, der 1874 gegründet wurde. Der Chorleiter schrieb die Stimmhefte damals noch selbst mit Tinte auf feste Blätter und auch die Notenlinien wurden per Hand gezogen.